Die Stromproduktion über Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) ist mittlerweile für viele Menschen eine beliebte Option, um erneuerbare Energien zu nutzen und auf umweltfreundlichen Solarstrom zu setzen. Allerdings ist besonders in Städten häufig kein Platz für größere PV-Anlagen. Eine gute Alternative zur Solaranlage stellt dabei ein Balkonkraftwerk dar. Mit dieser Art von Photovoltaik sollen auch Haushalte ohne eigenes Dach von den Vorteilen der Solarenergie profitieren können. Doch bei Balkonkraftwerken gibt es einiges in puncto Kosten und Sicherheit zu beachten. In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie ein Balkonkraftwerk funktioniert und wie sich die Funktion von anderen Solaranlagen unterscheidet. Außerdem erklären wir Ihnen, wie viel Strom ein Balkonkraftwerk produziert und was Sie in Deutschland beim Installieren eines Balkonkraftwerks beachten müssen.
Sie haben Fragen zum Thema Photovoltaik? Kontaktieren Sie uns!
energis Kundenberater
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk, auch als Stecker-Solaranlage oder Mini-PV-Anlage bezeichnet, ist ein Photovoltaik-Modul, das zur Erzeugung von Solarstrom an Balkonen angebracht werden kann. Die maximale Größe eines Balkonkraftwerkes ist auf eine Einspeisung von insgesamt 800 Watt und zwei Module beschränkt. Dabei wandelt ein Wechselrichter den erzeugten Solarstrom in normalen Strom um, der direkt in eine Steckdose eingespeist werden kann.
Für Balkonkraftwerke mit bis zu zwei Solarmodulen gilt allerdings eine Obergrenze von 600 Watt.
Ein Balkonkraftwerk lohnt sich nicht nur finanziell, sondern leistet laut Bundesnetzagentur auch einen entscheidenden Beitrag zur Gewinnung ökologischen Stroms und unterstützt die Energiewende, denn: Durch ein Balkonkraftwerk kann man auch Warmwasser mit Solar erzeugen – nicht nur Strom.
Der Unterschied zwischen Balkonkraftwerken und Photovoltaikanlagen
Die grundsätzliche Funktion von Photovoltaik und einem Balkonkraftwerk ist die gleiche: Das auf die Solarpanel fallende Sonnenlicht wird in Strom umgewandelt und ins Netz eingespeist. Der Hauptunterschied liegt in der Größe der Anlage und der damit möglichen Leistung. Das Balkonkraftwerk ist in Deutschland, anders als eine klassische PV-Anlage, auf 800 Watt beschränkt. Der Jahresertrag eines Balkonkraftwerkes ist dadurch in der Regel etwas geringer.
Es dürfen dabei mehr als zwei Solarmodule zum Betreiben eines Balkonkraftwerks angeschlossen werden. Ausschlaggebend ist die eingespeiste Leistung von 600 Watt. Ein weiterer Vorteil: Während bei einer PV-Anlage sowohl ein Einspeisezähler als auch ein Bezugszähler den erzeugten und bezogenen Strom zählen und regulieren, wird er beim Balkonkraftwerk auf direktem Wege über die Steckdose in den Haushalt eingespeist.
Um einen zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand zu vermeiden, sollten Sie daher unbedingt, bevor Sie ein Balkonkraftwerk kaufen, prüfen, ob Ihr Zähler geeignet ist. Das lässt sich beispielsweise über ein Antragsformular beim zuständigen Netzbetreiber erledigen. Sollte Ihr Zähler nicht geeignet sein, ist eine genaue Abwägung notwendig, ob es sich rechnet, ein Balkonkraftwerk anzuschaffen.
Wie genau funktionieren Balkonkraftwerke?
Ein Balkonkraftwerk besteht vereinfacht gesagt aus vier Elementen: der Halterung, dem Solarmodul selbst, einem Wechselrichter und einem Schuko-Stecker. Sobald Sonnenlicht auf die Solarpanel der Solaranlage fallen, wird die Energie sofort in Gleichstrom und durch den auf der Rückseite des Moduls befindlichen Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt. Über ein Kabel wird dieser anschließend direkt zu einer Schuko-Steckdose geleitet und kann so ins Stromnetz des Haushalts eingespeist werden, um sämtliche Verbraucher zu versorgen.
Der Verband der Elektrotechnik (VDE) empfiehlt dabei als Überlastungsschutz die Schuko-Steckdose zusätzlich mit einem Wieland-Stecker zu sichern.
Sollte das Balkonkraftwerk mehr Energie erzeugen als im Haushalt benötigt wird, kann dieser auch ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Da dieser Prozess allerdings aufwendig sein kann, lohnt es sich darüber nachzudenken, ob die Einspeisung des Balkonkraftwerk-Stroms in einen Stromspeicher sinnvoll ist.
Wie viel Strom produziert ein Balkonkraftwerk?
Moderne Solarmodule für Balkonkraftwerke werden mit einer Leistung von 300 bis 400 Watt ausgestattet. Mit diesen kann das Balkonkraftwerk etwa einen Jahresertrag von 270 bis 290 Kilowattstunden erzeugen.
Diese Leistung kann je nach Hersteller, spezifischem Modell, Ausrichtung und Sonneneinstrahlung variieren. Solarmodule in diesem Bereich der Solarleistung bieten eine gute Kombination aus Effizienz und Größe, die für die meisten Balkonkraftwerke geeignet ist. Die Kosten, die ein Balkonkraftwerk einspart, hängen dabei vom Strompreis und dem Verbrauch ab. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 2.000 bis 2.500 Kilowattstunden pro Jahr ließen sich durch eine Mini-PV-Anlage etwa 20 bis 30 Prozent der Stromkosten einsparen. Aufgrund der tendenziell eher steigenden Strompreise rechnet sich ein Balkonkraftwerk zukünftig wahrscheinlich sogar noch mehr.
Für wen ist ein Balkonkraftwerk sinnvoll?
Ein Balkonkraftwerk zu kaufen, lohnt sich für alle Nutzer, die in einer Miet- oder Eigentumswohnung leben. Der fehlende Zugang zum Dach kann hier durch die Anbringung der Mini-PV-Anlage am Balkon ausgeglichen und so relativ schnell Einsparungen von Stromkosten erzielt werden. Ein gut angebrachtes Balkonkraftwerk mit optimaler Ausrichtung kann sich innerhalb von fünf bis zehn Jahren amortisieren – immer abhängig von Sonneneinstrahlung, Energieverbrauch und der Strompreisentwicklung.
Ab diesem Zeitpunkt spart der Nutzer Jahr für Jahr bares Geld und trägt durch die Nutzung ökologischen Stroms auch seinen Teil zur Energiewende bei. Ein Balkonkraftwerk lässt sich einfach installieren und im Falle eines Umzugs auch abmontieren sowie in der neuen Wohnung wieder anbringen.
Seit Januar 2023 lohnt sich ein Balkonkraftwerk gleich noch mehr, da die Mehrwertsteuer auf die Stecker-Solaranlagen entfällt.
Welche Voraussetzungen benötigt die Installation eines Balkonkraftwerkes?
So einfach und unkompliziert das Anschließen eines Solar-Balkonkraftwerkes auch sein mag, sollten trotzdem ein paar Voraussetzungen für einen normkonformen Betrieb erfüllt sein:
Geeigneten Steckdose in der Nähe des Installationsorts
Nutzung eines Schuko-Steckers oder einer speziellen Einspeisesteckdose
Solarmodule und Wechselrichter, die den aktuellen Normen entsprechen
Ab 2024: Wechselrichter für Balkonkraftwerke mit einer max. Leistung von 800 Watt
Registrierung bei der Bundesnetzagentur innerhalb eines Monats nach Inbetriebnahme
Einhaltung der VDE-Vorschriften für elektrische Sicherheit
Verwendung von geprüften und zertifizierten Komponenten
Versicherungsschutz wie Haftpflicht- und Hausratversicherung
Auch der Standort und die Befestigungsmöglichkeiten sollten bestimmte Voraussetzungen für Photovoltaik erfüllen: Idealerweise sollte der Balkon ausreichend Sonnenlicht erhalten, wobei eine südliche Ausrichtung optimal ist, um die maximale Sonneneinstrahlung zu sichern. Es ist wichtig, dass der gewählte Standort nicht dauerhaft durch Bäume, Gebäude oder andere Hindernisse verschattet wird.
Ebenso sollten Geländer oder Wandflächen vorhanden sein, die stark genug sind, um das Komplettset sicher zu tragen. Spezielle Halterungen für Balkonkraftwerke gewährleisten hierbei eine dauerhaft sichere Installation.
Gibt es für Balkonkraftwerke eine Meldepflicht?
Für Balkonkraftwerk gilt eine Meldepflicht. Wie andere Stromerzeugungsanlagen auch müssen sie im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur hinterlegt werden. Die Anmeldung muss innerhalb eines Monats nach Inbetriebnahme der PV-Anlage erfolgen und funktioniert für alle Balkonkraftwerk-Besitzer in Deutschland gleich.
2024 ist die Anmeldung von Balkonkraftwerken erheblich einfacher. Neben der Registrierung bei der Bundesnetzagentur erst innerhalb eines Monats nach der Inbetriebnahme, entfällt die Anmeldung beim Netzbetreiber sogar vollständig.
Sicherheit & Schutz
Wer ein Balkonkraftwerk als Solaranlage verwenden möchte, muss bestimmte Sicherheitsstandards beachten, um lebensbedrohliche Stromschläge zu verhindern. Die Steckdose sollte berührungssicher sein, wobei ein VDE-konformer Wieland-Stecker (VDE-Norm DIN VDE V0628-1) empfohlen wird, der von einem Elektriker nachgerüstet werden kann. Die Leitungen müssen durch moderne Sicherungsautomaten und Fehlerstrom-Schutzschalter (FI), kurz FI-Schalter, abgesichert sein. Sollten Sie bzgl. der Sicherheitsstandards unsicher sein, ziehen Sie einen Elektrofachmann zu Rate.
Für die sichere Montage und das Anschließen des Balkonkraftwerks ist eine stabile Befestigung notwendig. Vertikale Montagen erfordern besondere Sicherheitsmaßnahmen wie erhöhten Splitterschutz und eine Schienenunterbauung. Eine ausreichende Belüftung der Komponenten verhindert Überhitzung und trägt zur Betriebssicherheit bei.
Regelmäßige Überprüfungen durch Fachleute sichern die langfristige Funktionalität und Sicherheit der Anlage.
Kompatibilität mit dem Stromnetz
Ein Balkonkraftwerk muss mit dem heimischen Stromnetz kompatibel sein. Ältere Ferraris-Zähler ohne Rücklaufsperre können rückwärtslaufen, was zu fehlerhaften Abrechnungen führt. Daher müssen diese müssen vom Messstellenbetreiber ausgetauscht werden. Seit dem 16. Mai 2024 erlaubt das Gesetz, alle Stecker-Solargeräte mit vorhandenen Messeinrichtungen zu betreiben, bis ein moderner Zähler installiert ist.
Erlaubte Zählertypen:
Analoge Zähler mit Rücklaufsperre
Moderne Messeinrichtungen (digitale Zähler, nicht internetfähig)
Smart Meter (intelligente Messsysteme)
Wie funktioniert die Installation des Balkonkraftwerks?
Die Installation eines Balkonkraftwerks erfolgt in wenigen Schritten: Zuerst werden die Solarmodule sicher am Balkon befestigt. Anschließend wird der Wechselrichter angeschlossen und das System über eine geeignete Steckdose mit dem Hausnetz verbunden. Zuletzt erfolgt die Anmeldung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur.
Ist die Erlaubnis des Hauseigentümers oder Vermieters – idealerweise schriftlich – eingeholt und die technische Ausstattung des heimischen Stromnetzes auf Kompatibilität mit einer Mini-PV-Anlage hin überprüft, kann die Installation des Balkonkraftwerkes folgen. Diese kann zwar selbst durchgeführt werden, allerdings sollte man gerade beim Anbringen an der Außenseite des Balkons vorsichtig sein, um Stürze zu vermeiden.
Hier finden Sie eine ausführliche Anleitung, um Ihr Solar-Balkonkraftwerk anschließen zu können:
Standort der Solaranlage festlegen: Länge und Winkel der Sonneneinstrahlung optimal wählen; Entfernung zur Steckdose beachten; beim Aufstellen des Balkonkraftwerkes auf Balkon oder Terrasse das Modul gegen Windstöße schützen
Inverter am Aufsteller des Solarpanels anschrauben: Dabei unbedingt den Wechselrichter vor Regen schützen
Solarmodul an der Außenseite des Balkons oder auf dem Aufsteller montieren: Hier nochmals die in Punkt 1 getroffenen Entscheidungen einfließen lassen
Stromkabel über die Steckdose mit dem Hausnetz verbinden
Stromertrag prüfen: Mithilfe von Strommessgeräten oder handelsüblichen WLAN-Steckdosen kann der erzeugte Watt-Wert überprüft und das Balkonkraftwerk im Zweifel neu justiert werden
Anmeldung des Balkonkraftwerkes: Ihre Anlage für Photovoltaik in den Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eintragen lassen
Wartung und Pflege des Balkonkraftwerkes
Eine Reinigung der Solarmodule am Balkon mit Wasser und einem weichen Tuch, um Schmutz und Laub zu entfernen und die Effizienz zu erhalten, ist alle drei bis sechs Monate sinnvoll. Zudem sollten alle Anschlüsse und Kabelverbindungen mindestens einmal jährlich auf festen Sitz und Beschädigungen überprüft werden, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.
Pollen im Frühling, staubige Luft im Sommer oder Laub im Herbst und Winter können sich mit der Zeit auf dem Mini-Kraftwerk am Balkon absetzen und so den Stromertrag merklich verringern. Durch eine regelmäßige Wartung der Solaranlage können Leistungsverluste von bis zu 30% verhindert werden. Eine professionelle Reinigung – wie bei normalen Photovoltaikanlagen – ist meist nicht notwendig. Wer sich Sorgen über eine Beschädigung der Solaranlage durch Extremwetter wie Hagel, Sturm oder Blitzeinschlag macht, der kann unabhängig von der Größe und Art der PV-Anlage über eine Photovoltaikversicherung nachdenken.
Die Kosten eines Balkonkraftwerkes
Die Kosten für ein Balkonkraftwerk variieren je nach Ausstattung und Anbieter:
Kostenbestandteil | Preis (EUR) |
Solarmodule | 300 bis 600 |
Wechselrichter | 150 bis 300 |
Montagematerial | 50 bis 100 |
Installation | 200 bis 500 |
Gesamtkosten des Komplettsets | 700 bis 1.500 |
Beim Kauf eines 400 Watt Solarmoduls muss je nach Anbieter mit Anschaffungspreisen zwischen 250 und 400 EUR gerechnet werden. Zwei Solarmodule mit insgesamt einer Leistung von 800 Watt kosten dabei zwischen 490 und 650 EUR. Zusätzlich können Speicher für Balkonkraftwerke zwischen 500 und 2.000 EUR kosten, je nach Kapazität und Technologie.
Manche Gemeinden und Städte bieten Förderungen für Balkonkraftwerke an, wenn die Anlage VDE-genormt angebracht wurde. Beim Finden dieser Angebote kann Ihnen ein Energieberater vor Ort aushelfen.
Fazit: Ein Balkonkraftwerk rechnet sich in vielen Fällen
Ob und wie sehr sich ein Balkonkraftwerk im Komplettset rechnet, lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Faktoren wie die Qualität der Module, der Standort der Wohnung, der Anbringungsort des Mini-Kraftwerkes und nicht zuletzt die Strompreisentwicklung und der individuelle Stromverbrauch fallen in diese Rechnung hinein.
Ob sich ein Balkonkraftwerk lohnt und eine Installation überhaupt möglich ist, muss immer individuell von Fall zu Fall geprüft werden. Sie überlegen, ob ein Balkonkraftwerk zur Stromerzeugung für Sie sinnvoll sein könnte? Unsere Experten im Kundencenter und beim Kundenservice stehen Ihnen für alle Fragen gerne zur Verfügung.